Jawaka by Schertenleib Hansjörg

Jawaka by Schertenleib Hansjörg

Autor:Schertenleib, Hansjörg [Schertenleib, Hansjörg]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Aufbau Digital
veröffentlicht: 2015-08-20T16:00:00+00:00


ELF

Den Mann, der mit drei Packeseln vor dem Eingang in den Bau stand, kannte ich aus Mudra. Er hatte unser Dorf besucht, um Tauschhandel zu treiben, bis ihm die Ältesten den Zutritt verboten. Sie störten sich nicht an seinen Waren, sondern an den Nachrichten und Gerüchten, die er von Dorf zu Dorf trug und die Unruhe stifteten.

Die Befürchtung, der Händler würde mich erkennen, war unbegründet: Die Menge, die sich um ihn gebildet hatte, stand so dicht, dass er mich unmöglich sehen konnte. Den Cowboyhut hatte er früher nicht aufgehabt, den Schaffellmantel, die Stiefel mit Pelzschaft und die Lederhosen kannte ich. Auch den Kabardiner hatte er schon damals geritten, neu waren nur die Stammeszeichen auf den Flanken, Schultern und Ganaschen und die Bändel, die er ihm in Mähne und Schweif geflochten hatte. Während er zwei der Packesel von den Ledersacochen befreite und daranging, seine Tauschwaren auszubreiten, Wolle, Häute, Leder- und Filzwaren, Tee, Zucker, brachte er Neuigkeiten unter die Leute. Obwohl ich gern gehört hätte, was er zu berichten wusste, und mich auch interessierte, was er im Sortiment führte, hielt ich mich zurück. Als Kind hatten mich die Gerüche seiner Gewürze ebenso magisch angezogen wie die Formen der Südfrüchte und des fremden Gemüses aus dem Tiefland oder die Farben seiner Tücher und Stoffe.

Lena und Gliich drängten sich durch die Menge zum Händler vor, der mit weit ausholenden Armbewegungen berichtete und immer noch mehr Beutel und Säckchen öffnete, um ihren Inhalt vor den Bewohnern präsentieren. Lina blieb mit mir im Hintergrund, zufrieden, den einen oder anderen seiner Sätze aufzuschnappen. Die Düfte, die in der Luft hingen, waren betörend, Safran, Curry, Koriander, meine Mutter hatte sie mir benannt. Die Gewürze seien zu kostbar, um sie eintauschen zu können, hatte sie mir erklärt, ich solle aber die Düfte einatmen, einsaugen, so dass ich sie nie vergessen könne, denn so habe die Welt früher eben auch gerochen.

Der Händler hatte ein Instrument dabei, eine Rassel, handgroß, die wir sehen konnten, weil er sie hoch über die Köpfe hielt. Die Muschelsplitter, aufgereiht auf eine Schnur und in einen bemalten Holzrahmen gespannt, stammten vielleicht aus dem Meer, die Schalen glänzten jedenfalls in Farben, die die Muscheln aus dem Kalten See nicht hatten. Früher hatte der Händler auch ab und zu Bücher angeboten, billigen Ramsch, den er bei uns in Mudra nicht losgeworden war. Das Interesse der Dorfbewohner erlahmte rasch, trotz der exotischen Tiere, die er in Holzkäfigen mitführte – eine Echse, zwei Leguane, ein Gürteltier und eine furchteinflößende Mutation mit Zottelpelz und gelben Reißzähnen, die er als Waffe anpries, die man zur Jagd nützen könne –, und die Menge fing an sich zu zerstreuen. Der Händler hatte schlechte Geschäfte gemacht, die Sacoche des Packesels, in der er die eingetauschte Ware transportierte, war so gut wie leer geblieben. Ich spürte eine Ungeduld in Lina, die größer wurde, je weniger Leute sich um den Händler scharten. Warum sie sich immer wieder wegduckte oder abwandte, begriff ich erst, als mir auffiel, wie er sich umblickte. Offensichtlich suchte er jemanden. Den jungen Mann



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